Den Schmerz loswerden
Egal ob Schmerzen in Muskeln und Gelenken von rheumatischen Erkrankungen oder verspannten Muskeln herrühren – Ziel der Behandlung ist immer, die Schmerzen zu lindern. Dazu werden häufig Medikamente eingesetzt.Im Überblick
Wichtig bei einer medikamentösen Behandlung von Muskel- und Gelenkschmerzen: Zunächst sollte ein Arzt eine Diagnose stellen. Sonst besteht die Gefahr, dass falsche oder überflüssige Medikamente eingesetzt werden. In vielen Fällen helfen beispielsweise wärme- und durchblutungsfördernde Einreibungen gegen die Schmerzen. Bei akuten Entzündungen in den Gelenken können sie die Beschwerden jedoch verschlimmern. Steht die Diagnose fest, kann oft selbst behandelt werden.
↑ nach oben
Medikamente
Je nachdem, welche rheumatische Erkrankung genau vorliegt, kommen verschiedene Medikamente in der Therapie von Muskel- und Gelenkschmerzen (Rheuma) zum Einsatz.
Basismedikamente – auch DMARDs (Disease Modifying Antirheumatic Drug) oder Langzeit-Rheumamedikamente genannt – bilden die Grundlage der Therapie von immunologisch bedingten Entzündungserkrankungen. Dazu gehören zum Beispiel die rheumatoide Arthritis, Vaskulitiden und Lupus erythematodes. Diese Medikamente werden unterteilt in sDAMARDs, also die synthetischen Mittel und die biologischen bDAMARDs. Die jeweilige Bezeichnung beschreibt aber nicht, ob sie synthetisch oder natürlich hergestellt wurden, sondern lediglich ihren Wirkort oder Wirkmechanismus. Ihre Aufgabe ist es, den Krankheitsverlauf einzuschränken oder gar aufzuhalten. Wichtig ist, dass die Patienten schon frühzeitig mit der Einnahme der Basismedikamente beginnen, da sie nicht sofort wirken – manchmal nach zwei bis sechs Wochen, manchmal erst nach Monaten. Nicht alle Basismedikamente wurden explizit für entzündliche rheumatische Erkrankungen entwickelt. So kommen etwa auch Medikamente zum Einsatz, die eigentlich als Anti-Malaria-Mittel dienen oder aus der Transplantations- beziehungsweise Krebsmedizin stammen. Das am häufigsten angewendete Basismedikament ist Methotrexat.
TNF-alpha-Blocker bei rheumatoider Arthritis oder Morbus Bechterew
TNF-alpha-Blocker gehören zu den sogenannten Biologika. Sie können zum Beispiel bei rheumatoider Arthritis oder Morbus Bechterew eingesetzt werden. Sie hemmen den körpereigenen Botenstoff TNF-alpha, der eine entscheidende Rolle im Entzündungsprozess und somit bei der Gelenkzerstörung bei rheumatoider Arthritis spielt. Zu den TNF-alpha-Blockern gehören zum Beispiel: Adalimumab, Infliximab, Certolizumab, Golimumab, Rituximab und Etanercept.
Interleukin-1-beta-Hemmer gegen rheumatoider Arthritis
Auch Interleukin-1-beta-Hemmer sind Biologika. Sie werden bei rheumatoider Arthritis eingesetzt. Die Medikamente hemmen das sogenannte Interleukin-1, einen Botenstoff des Immunsystems, der an der Entstehung der Gelenkentzündung beteiligt ist. Dadurch lindern sie Schmerzen und Schwellungen und verhindern, dass die Erkrankung fortschreitet. In Deutschland ist der Wirkstoff Anakinra zugelassen. Es soll in Kombination mit dem Basismedikament Methotrexat angewendet werden.
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) für schnelle SchmerzlinderungDiese kortisonfreien Medikamente wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd. Sie werden eingesetzt, um die Beschwerden bei bestimmten rheumatischen Erkrankungen möglichst schnell zu lindern. NSRA wirken meist schon nach 30 bis 60 Minuten, jedoch hält ihre Wirkung nur wenige Stunden an. Zur Wirkstoffklasse der NSRA gehören zum Beispiel Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen und Diclofenac.
Opioide bei nicht-entzündlichen rheumatischen ErkrankungenOpioide sind Schmerzmedikamente, die vor allem bei nicht-entzündlichen rheumatischen Erkrankungen zum Einsatz kommen. Sie aktivieren das körpereigene schmerzhemmende System. Zu den Opioiden gehören zum Beispiel Tramadol, Morphin und Fentanyl.
Mycophenolat-Mofetil (MMF) bei Lupus erythematodesMycophenolat-Mofetil (MMF) ist ein Immunsuppressivum – also ein Medikament, das das Immunsystem hemmt. Es wird bei Lupus erythematodes eingesetzt. Es ist zwar für diese Krankheit eigentlich nicht zugelassen, aber da es in Studien gute Wirkung zeigt, werden Patienten damit häufig „off label“, also außerhalb der Zulassung, behandelt.
↑ nach oben
Schmerzmittel
Schmerz- und entzündungshemmende Einreibungen werden bei Entzündungen der Muskeln, Sehnen, Schleimbeutel, Bänder und Gelenkkapseln eingesetzt. Sie sollen aber auch bei
Rückenschmerzen,
Prellungen, Verstauchungen und Zerrungen helfen. Wirkstoffe sind meist nichtsteroidale Antirheumatika wie Diclofenac,
Ibuprofen,
Acetylsalicylsäure oder
Naproxen. Sie werden als Salben, Gele, Cremes oder Sprays direkt auf die betroffene Stelle aufgetragen. Dort lindern sie gezielt die Schmerzen und wirken abschwellend und entzündungshemmend – die Muskulatur kann sich entspannen.
Die Wirksamkeit bei lokal auf die Haut (topisch) aufgetragenen Salben und Cremes ist allerdings nicht sicher nachgewiesen und wird meistens mit dem Placeboeffekt gleichgesetzt. Der Grund: Die Haut lässt nur in bestimmten Fällen die Stoffe hindurch. Dazu zählen Medikamente, die über ein TTS (transdermales therapeutisches System), also ein spezielles Pflaster aufgetragen werden. Die Wirkstoffmoleküle in normalen Salben und Cremes sind jedoch so groß, dass sie in der Regel die Haut nicht durchdringen können.
Bei starken Beschwerden können Sie zusätzlich zur lokalen Behandlung Schmerzmittel in Tabletten-, Dragee- oder Kapselform einnehmen. Beachten Sie jedoch, dass Schmerzmittel nicht über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden sollten. Vorsicht ist auch geboten, wenn Sie noch andere Medikamente einnehmen müssen.
↑ nach oben
Wärmende und durchblutungsfördernde Einreibungen
Wärmende und durchblutungsfördernde Einreibungen lindern Schmerzen und lösen Verspannungen. Die enthaltenen Wirkstoffe wie Nicoboxil und Nonivamid erweitern die Blutgefäße und fördern die Durchblutung. Nonivamid unterbricht gleichzeitig die Schmerzweiterleitung der Nervenfasern. Die Wirkstoffe sind in Salben und Cremes, aber auch in Schmerzpflastern enthalten. Eine natürliche Alternative ist Cayennepfeffer – auch er weitet die Blutgefäße und wirkt schmerzlindernd.
Zu beachten ist: Wärmende und durchblutungsfördernde Substanzen sollten nicht bei akuten entzündlichen rheumatischen Beschwerden – zum Beispiel bei akuter
rheumatoider Arthritis – oder infektiösen Erkrankungen angewendet werden. Sie dürfen außerdem nicht auf Schleimhäute, offene Wunden oder in die Augen gelangen.
↑ nach oben
Muskellockernde Medikamente
Muskelrelaxantien entspannen die Muskulatur. Sie lindern die Schmerzen, die durch Verspannungen entstehen. Die Medikamente machen jedoch müde und beeinträchtigen die Reaktion. Außerdem können sie schon nach einigen Wochen zu einer Abhängigkeit führen. Muskellockernde Arzneimittel sollten deshalb nur kurzfristig und in Notfällen verschrieben werden.
↑ nach oben
Naturheilmittel
Auch pflanzliche Substanzen eignen sich zur Behandlung von Muskel- und Gelenkschmerzen. Brennnesselextrakte wirken schmerzlindernd. Ihre Wirkung tritt langsam ein. Sie sind deshalb nicht zur Akutbehandlung geeignet, können jedoch gut in Kombination mit einem synthetisch hergestellten Schmerzmittel angewendet werden.
Beinwell wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und durchblutungsfördernd. Sie können auch Zubereitungen mit Campher, Menthol, Fichtennadel- und Latschenkieferöl gegen Muskelschmerzen anwenden. Sie sind Inhaltsstoffe des Franzbranntweins, einem klassischen Hausmittel gegen Muskel- und Gelenkschmerzen. Extrakte der
Teufelskralle werden als Kapseln oder Tabletten eingenommen und können Entzündungen hemmen.
Allerdings können Naturheilmittel bei rheumatischen Erkrankungen keine Basistherapie mit pharmazeutischen Arzneimitteln ersetzen. Sie können das Wohlbefinden zwar steigern und die Schmerzen lindern, wissenschaftlich ist aber nicht nachgewiesen, dass sie eine Wirkung auf den Verlauf der Krankheit haben. Außerdem können auch Naturheilmittel unerwünschte Wirkungen haben – etwa eine allergische Reaktion auslösen oder die Aufnahme und Wirkung anderer Arzneimittel beeinflussen. Daher sollten Sie diese Mittel nicht in Eigenmedikation – ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt – einnehmen,
↑ nach oben
Unterschiedliche Darreichungsformen
Neben Tabletten sowie Salben und Cremes können auch Spritzen gegen Muskel- und Gelenkschmerzen helfen. Der Arzt spritzt dann meist ein entzündungshemmendes und abschwellendes Medikament mit schmerzstillenden Zusätzen. Injektionen wirken sehr schnell. Sie werden deshalb vor allem zu Beginn einer Behandlung eingesetzt, um die Schmerzen zu stillen.
Bei einer Quaddeltherapie spritzt der Arzt ein Medikament unter die Haut und erzeugt damit Hautquaddeln. Die behandelten Bereiche werden rot und warm, die Muskulatur entspannt sich. Meistens werden Lokalanästhetika bei der Quaddeltherapie verwendet und die Hautnerven damit lokal betäubt. Der Arzt kann jedoch auch pflanzliche Substanzen injizieren.
↑ nach oben